Inklusion – Feuerwehr trotz Handicap
Seminar „Inklusion – Feuerwehr trotz Handicap“ der Bezirksjugendfeuerwehr Schwaben
Am 22. November 2025 fand im Feuerwehrgerätehaus Illertissen das Tagesseminar „Inklusion – Feuerwehr trotz Handicap“ der Bezirksjugendfeuerwehr Schwaben statt. Das Angebot richtete sich an Kinder- und Jugendfeuerwehrwarte aus ganz Schwaben und beschäftigte sich intensiv mit der Frage, wie eine moderne Feuerwehr Jugendliche mit Behinderung besser einbeziehen und fördern kann.
Das Interesse war dabei so groß, dass sogar drei Teilnehmende aus dem angrenzenden Oberbayern den Weg nach Illertissen auf sich nahmen, um an diesem besonderen Seminar teilzunehmen.
Begrüßt wurden die Teilnehmenden vom stellvertretenden Bezirksjugendwart Martin Hiller, der die Bedeutung des Themas für die Jugendarbeit in Schwaben unterstrich. Anschließend übernahm Thomas Burghart die Lehrgangsleitung und eröffnete das erste Seminar des Tages.
Vormittag: Impulse, Austausch und World Café
Im einführenden Vortrag beleuchtete Thomas Burghart Grundlagen der Inklusion, Herausforderungen im Feuerwehralltag und Chancen für eine vielfältigere Jugendarbeit. Danach führte Nadine Süssner ihr World Café durch – ein interaktives Format, bei dem die Teilnehmenden an verschiedenen Thementischen gemeinsam Ideen, Lösungsansätze und konkrete Maßnahmen erarbeiteten. Die Diskussionen zeigten deutlich: Inklusion ist möglich, wenn man sie ernst meint und offen angeht.
Nachmittag: Praxisstationen mit Aha-Effekt
Der praktische Übungsteil verlangte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einiges ab – und genau das war beabsichtigt. An mehreren Stationen sollten typische Aufgaben aus dem Jugendfeuerwehralltag unter realitätsnahen Einschränkungen bewältigt werden:
- Blind oder im Rollstuhl sitzend Knoten und Stiche legen
- Mit einem Spreizer blind oder im Rollstuhl einen Tennisball bewegen
- Als gemischte Gruppe aus „blind“, „taub“ und „im Rollstuhl“ einen Ball von einer Pylone spritzen
- Highlight: Der Durchgang durch die Atemschutzstrecke als blinder Feuerwehrmann – eine Erfahrung, die viele Teilnehmende nachhaltig beeindruckte
Die Reaktionen waren eindeutig: Erst durch das eigene Erleben wurde spürbar, wie sehr kleine Hilfen, klare Kommunikation und Teamarbeit den Unterschied machen.
Dank und Fazit
Ein besonderer Dank geht an die Freiwillige Feuerwehr Illertissen, die das Seminar tatkräftig unterstützte und perfekte Rahmenbedingungen geschaffen hat.
Ebenso bedanken wir uns herzlich bei der Offenen Behindertenarbeit Günzburg, die uns mit hochwertigem Simulationsmaterial zur Blindheit ausstattete, sowie beim Sanitätshaus Häussler aus Ulm für das kostenlose Bereitstellen von Rollstühlen. Ohne diese Unterstützung wäre der praxisnahe Teil des Seminars nicht in dieser Qualität möglich gewesen.
Das Seminar hat gezeigt: Inklusion ist nicht nur machbar – sie stärkt das Teamgefühl, erweitert den Blick und macht die Jugendfeuerwehr zukunftsfähig.
Nach dem praktischen Teil kamen alle Teilnehmenden zur Abschlussbesprechung zusammen. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv: Besonders hervorgehoben wurden die eindrucksvollen Praxiserfahrungen, die offene Atmosphäre sowie der unmittelbare Transfer in die eigene Jugendarbeit. Zum Abschluss überreichte Martin Hiller die Teilnahmebestätigungen und nutzte die Gelegenheit, erneut die zentrale Bedeutung von Inklusion in der Kinder- und Jugendfeuerwehr zu betonen. Sein Appell war klar: Nur wenn wir Barrieren erkennen und abbauen, können wir wirklich allen jungen Menschen den Zugang zur Feuerwehr ermöglichen.
Hinweis: Das Seminar verfolgte ausdrücklich nicht das Ziel, Menschen mit Blindheit oder anderen Einschränkungen zu Atemschutzgeräteträgern auszubilden. Die Übungen sollten vielmehr verdeutlichen, welche Fähigkeiten dennoch abrufbar sind, wenn ein Sinn ausfällt, und wie wichtig angepasste Kommunikation, Teamarbeit und gegenseitige Unterstützung in solchen Situationen sind. Zudem waren an den Atemschutzmasken keine Lungenautomaten angeschlossen.
./.
Bericht und Bilder: Jugendfeuerwehr Schwaben im BFV Schwaben e.V.