Katastrophenschutz der Zukunft
Online-Fachtagung und Positionspapier „Katastrophenschutz 2030“ des LFV Bayern stellen die Weichen für die bayerischen Feuerwehren im Katastrophenschutzeinsatz
Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse, aber auch angesichts aktueller Katastrophen wie dem Krieg in der Ukraine, gilt es, die Fähigkeiten der bayerischen Feuerwehren als originär kommunale Einrichtung, so zu organisieren, dass auch überörtliche Hilfe effektiv geleistet werden kann – bayernweit, deutschlandweit, europaweit. „Die Zeit drängt.“, sagt Johann Eitzenberger, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Bayern e.V., „Das sehen wir aktuell bei der Bewältigung der Folgen des Krieges gegen die Ukraine auch bei uns in Bayern“.
Themen der Online-Fachtagung mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern - darunter Vertreter/innen des Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, Vorsitzende von Kreis- bzw. Stadtfeuerwehrverbänden, Kreis- und Stadtbrandräte, Leiter von Berufsfeuerwehren und Vertreter/innen der Fachbereiche des LFV Bayern - waren Katastrophen in Deutschland mit Fokus auf den Einsatz im Ahrtal, europaweite Katastropheneinsätze, sowie der Katastrophenschutz in Bayern mit Schwerpunkt auf dem Positionspapier „Katastrophenschutz 2030“ des LFV Bayern.
Über die Vorträge hinweg wurde deutlich, dass es dringend Verbesserungen bei der Führungsorganisation und Stabsarbeit bedarf. Die Logistik ist von zentraler Bedeutung im Katastrophenschutzeinsatz und muss dringend ausgebaut werden, ebenso wie die digitale Informationsbereitstellung zu Ressourcen und Einsatzgeschehen. Insgesamt müssen Einheiten für den Katastrophenschutz kleiner, wendiger und flexibler werden. Die Warnung der Bevölkerung muss in Bayern modernisiert und ausgebaut werden.
Die Positionen des LFV Bayern zum Katastrophenschutz 2030, die auf der Tagung diskutiert wurden, betreffen unter anderem die Themenbereiche Verbesserung der Führungsorganisation, Fragen der Logistik und Warnung der Bevölkerung.
Im Bereich Führungsorganisation fordert der LFV Bayern u.a. die Verbesserung der Datenstruktur und Datenverfügbarkeit mit dem Zweck einer kontinuierlichen Beobachtung (drohender) Schadenslagen und eines frühzeitigen Hinzuziehens von Spezialistinnen und Spezialisten. So können Reaktionszeiten verkürzt und frühzeitig einsatztaktische Empfehlungen gegeben werden. Dazu wird dringend eine moderne, einheitliche EDV-Lösung benötigt, die es ermöglicht, Echtzeitdaten von eingesetzten Kräften und Fahrzeugen bayernweit zentral zur Verfügung zu stellen. Weitere Forderungen betreffen feuerwehrinterne Umstrukturierungen der Führungsorganisation.
Im Bereich Logistik müssen dringend Lagermöglichkeiten für den Feuerwehrbedarf im Katastrophenschutz ausgebaut werden. Nur wenn Material und Fahrzeuge zeitnah zur Verfügung stehen, kann im Katastrophenfall schnell und effektiv geholfen werden. Bisher fördert der Freistaat keine entsprechenden Katastrophenschutzlager der Landkreise und kreisfreien Städte. Neben vordringlichen Lagermöglichkeiten auf Kreis-/Stadtebene bedarf es zudem zusätzlicher Lagermöglichkeiten auf Landes- und Bezirksebene. Einheiten, die zur auswärtigen Unterstützung von Kräften eingesetzt werden, müssen vollständig autark sein. Es sollte deshalb in jedem Regierungsbezirk eine Logistik- und Unterstützungskomponente vorgehalten werden, die bis zu 250 Personen autark versorgen u.a. verpflegen kann.
Der LFV Bayern fordert zudem eine rasche Modernisierung der Sirenen zur Warnung der bayerischen Bevölkerung. Das vom Bund angelaufene Sirenenförderprogramm sollte schon jetzt für die nächsten Jahre wegen der Planungssicherheit für die Gemeinden verlängert werden und gegebenenfalls mit einem Förderprogramm des Landes ergänzt werden. Das Förderprogramm muss dabei zwingend einen Austausch, nicht nur ein Aufrüsten der Sirenen beinhalten, damit batteriegepufferte, moderne Sirenen mit der Möglichkeit für Durchsagen etabliert werden. Nur so kann die Bevölkerung im Katastrophenfall und beispielweise bei Stromausfall zuverlässig gewarnt werden.
Das detaillierte Positionspapier mit insgesamt 14 Positionen wird in seiner finalen Fassung allen maßgeblichen und verantwortlichen Stellen kommuniziert werden, um schnell nachhaltige Verbesserungen zum Schutz der Bevölkerung zu erzielen. „Als flächendeckend und personell stärkste Hilfsorganisation in Bayern, sehen wir uns in der Pflicht, den Katastrophenschutz in Bayern voranzubringen. Und dieser Pflicht werden wir selbstverständlich zum Schutz der gesamten bayerischen Bevölkerung nachkommen.“, so Johann Eitzenberger, Vorsitzender des LFV Bayern.
Wolfgang Zacher, MDirig., Abteilungsleiter D im StMI, zeigte sich zum Abschluss der Tagung zuversichtlich, dass angesichts der Kompetenz der Feuerwehren und der Ansprechpartner/innen, Verbesserungen im Katastrophenschutz gemeinsam erreicht werden können. Neben einer Einbeziehung aller im Katastrophenschutz beteiligten Organisationen, soll eine Lösung der ausschließlich feuerwehrfachlichen Themen im Rahmen der derzeit noch durch die Corona-Lage und den Krieg gegen die Ukraine begrenzten Personalressourcen mit hoher Priorität angestrebt werden.
Zu den satzungsgemäßen Aufgaben des LFV Bayern in Bezug auf den Katastrophenschutz zählen die Unterstützung und Zusammenarbeit mit den am Brand- und Katastrophenschutz interessierten und dafür verantwortlichen Stellen, sowie die Förderung der Einsatzbereitschaft innerhalb der Feuerwehren und allen im Brand- und Katastrophenschutz tätigen Organisationen.
Als Referenten der Fachtagung nahmen teil:
KBI Karl-Heinz Brunner, Lkr. Kelheim
KBR Franz Bründler, Lkr. Dachau
Johann Eitzenberger, Vorsitzender des LFV Bayern
Frank Linnarz, Wehrleiter FF Altenahr
MR Matthias Ott, Leiter Sachgebiet D2 – StMI
OBD Wolfgang Schäuble, Leiter der BF München, Vors. AGBF Bayern
Fachberater Steffen Weber, Regierung von Unterfranken
RR Andreas Vilim, Sachgebiet D4 – StMI
KBR Frank Wissel, Lkr. Aschaffenburg
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Über den LFV Bayern
Der LFV Bayern ist die Interessensvertretung der Bayerischen Feuerwehren und zugleich der stärkste Mitgliederverband innerhalb des Deutschen Feuerwehrverbandes. Der LFV Bayern vertritt insgesamt rund 7.700 Feuerwehren mit deren insgesamt über 880.000 Mitgliedern in den Bayerischen Feuerwehren. Gegenüber dem Bayerischen Landtag, der Bayerischen Staatsregierung und anderen Institutionen vertritt er kraft des Bayerischen Feuerwehrgesetzes die Interessen der bayerischen Feuerwehren. Der Verband berät seine Mitglieder umfassend und ist über den Deutschen Feuerwehrverband auch auf Bundes- sowie Europaebene präsent.