Retten aus jeder Lage: Feuerwehrfrauen aus ganz Deutschland trainieren Verkehrsunfall-Rettung
Neun Unfallfahrzeuge an einem Tag. Alle Patienten werden von Feuerwehrfrauen befreit. Was wie eine Massenkarambolage auf der Autobahn klingt, ist das Fazit des Trainings in Technischer Hilfeleistung. Und die Frauschaft keine Barbie-Fantasie, sondern die Besonderheit der Ausbildung „Women only“.
28 Frauen aus ganz Deutschland und sogar Österreich von Feuerwehren und Technischem Hilfswerk haben von 16. bis 17. August mit HAIX und WEBER RESCUE Rettungstechniken bei Verkehrsunfällen auf dem HAIX-Firmengelände in Mainburg geübt.
Auch Andrea Fürstberger, Landesfrauenbeauftragte und seit 30 Jahren Mitglied der Feuerwehr Falkenberg hat dem einzigartigen Training entgegengefiebert: „Ich bin mittlerweile seit vielen Jahren im aktiven Dienst und habe schon einige Verkehrsunfälle erlebt, aber ich habe bei diesem Training jede einzelne Minute so viel Neues gelernt.“ Denn dieses Training hat es in sich!“
„Standard-Lage“, Seitenaufprall, Dachlage
Auch wenn viele Teilnehmerinnen erzählen, dass sich die Heimatfeuerwehren viel Mühe bei der Ausbildung geben – wann bietet sich schon die Chance, an einem Tag in Kleingruppen an jeweils drei Autos üben zu können. Jede Lage ist unterschiedlich. Was bei einem Szenario funktioniert, klappt beim nächsten Verkehrsunfall vielleicht nicht und fordert neue Lösungen. Die Teilnehmerinnen lernen, standardmäßig das Dach abzunehmen ist nicht unbedingt immer der einzige und beste Rettungsweg.
In der „Standard-Lage“, einem stehenden PKW, dessen Fahrer durch einen Frontalaufprall an den Beinen eingeklemmt ist, bieten sich endlose Rettungsoptionen: Das Tunneln mithilfe eines Spineboards über den Kofferraum, eine Rettung über die Fahrertür oder Seitenöffnung – oder eben die „Cabrio-Variante“ mit Abtrennen des Daches. Beim Seitenaufprall haben die Retterinnen schon weniger Platz, eine Seite des Fahrzeuges ist unzugänglich. Zunächst gilt es, dem Fahrer schnell wieder Platz zu verschaffen und ihn in dieser unkomfortablen Lage zu stabilisieren. Ein Spineboard auf der halben Frontscheibe kann Abhilfe schaffen.
Die Dachlage fordert dann komplettes Umdenken bei der Erkundung: Fahrerseite, Beifahrerseite – alles steht Kopf. Die Feuerwehrfrauen entfernen nach dem sicheren Unterbau mit Holzklötzen zunächst den Kofferraumdeckel. Auf diese Weise schaffen sie einen Zugang für die innere Retterin, um ins Auto zu klettern und Kontakt zum Fahrer aufzunehmen.
Powerfrauen unter sich
Alles spielt sich unter den aufmerksamen Augen der Übungsleiterinnen und Übungsleiter, ab. Die Trainerinnen und Trainer helfen bei der Handhabung der Geräte und stehen mit Tipps parat, etwa wie die Frauen an die ein oder andere Stelle leichter herankommen oder ergonomisch und kraftsparend arbeiten können. Schließlich gilt es alle mitzunehmen, egal mit welchem Vorwissen und aus welcher Ecke Österreichs oder Deutschlands.
Zur Einsatztaktik liefern die Frauen die Ideen fürs Vorgehen aber selbst. Die erfahrenen Ausbilderinnen und Ausbilder beantworten jede Frage und gehen auf jeden Vorschlag ein. Einfach ausprobieren ist die Devise. Selbst austesten was funktioniert oder wie es besser geht.
Einmal nur mit Frauen zusammenarbeiten – das gibt es sonst nicht in der Feuerwehr. Alle bringen einen unterschiedlichen Wissenstand mit: Von Kameradinnen des Technischen Hilfswerks oder Feuerwehrfrauen mit frisch abgeschlossener Ausbildung, die an diesem Wochenende das erste Mal so richtig mit Schere, Spreitzer und Zylindern arbeitet, bis hin zu erfahrenen Gruppenführerinnen. Gemeinsam erarbeiten die Frauen die Lösungen für den Übungseinsatz. Die Chemie stimmt sofort und die Atmosphäre ist einzigartig. Nach über zehn intensiven Stunden Techniktraining haben die Teilnehmerinnen neun Dummy-Patienten erfolgreich aus ihren Unfallfahrzeugen befreit.
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Bericht: Andrea Fürstberger und Julia Simon
Bilder: HAIX
Gruppenbild 1: 13 Teilnehmerinnen aus Bayern waren beim HAIX "Women only" - THL-Training dabei (Foto: Andrea Fürstberger)