Bayerischer Hilfstransport für Feuerwehren in Nordmazedonien
„Brücken zwischen Völkern bauen“: Feuerwehren, Kommunen und LFV Bayern setzen starkes Zeichen der Solidarität
Unterschleißheim - Kočani. Während wohl viele die letzten freien Tage der Osterferien in Bayern genießen durften, stand für sechs bayerische Feuerwehrkameraden am letzten Aprilwochenende eine 3000 km lange Fahrt nach Kočani in Nordmazedonien an. Das Ziel: Ausrüstungsspenden und ein Feuerwehrfahrzeug für die dortigen Feuerwehren übergeben.
Die Deutsche Botschaft in Skopje hatte sich im März 2025 mit der Bitte an den Landesfeuerwehrverband Bayern gewandt, ob nach dem Brand in einer Diskothek in Kočani mit über 60 Toten, das dortige Feuerwehrsystem mit persönlicher Schutzkleidung und weiteren Feuerwehrausrüstungsgegenständen unterstützt werden könnte.
Spenden und Vorbereitungen
Dem kurzfristigen Spendenaufruf des LFV Bayern waren rund 40 Kommunen und Feuerwehren gefolgt. Innerhalb kürzester Zeit kamen so 25 Paletten an gespendeter Feuerwehrausrüstung mit rund 3000 Einzelteilen und einem Gewicht von 5000 kg zusammen, insbesondere dringend benötigte persönliche Schutzausrüstung. Zudem konnte in Vermittlung mit der Deutschen Botschaft in Skopje ein ausgesondertes LF 16 TS der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz von der Stadt Kočani erworben werden, das im Rahmen des vom LFV Bayern organisierten Hilfstransports überführt wurde.
Für den Transport galt es zunächst die eingegangenen Spenden in Unterschleißheim zu sortieren und für den Transport vorzubereiten. Die hauptamtlichen Kräfte des LFV Bayern (Bernhard Schriefer, Andrea Hatzmann, Maximilian Roos und Jürgen Weiß) wurden dabei tatkräftig ehrenamtlich unterstützt durch Julian Kiel von der Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn.
Für den Hilfstransport selbst wurde der Abrollbehälter Logistik/Wettbewerbe des LFV Bayern und ein Wechselladerfahrzeug der FF Unterschleißheim genutzt. Die Fahrer des gespendeten LF 16 TS wurden mit einem Mannschaftstransportwagen der FF Parsberg wieder zurückgebracht, der den Transport begleitete. Die Fahrer für die beiden letztgenannten Fahrzeuge wurden dankenswerterweise von KBR Jürgen Kohl (LKr. Neumarkt i.d. Oberpfalz) vermittelt.
Der LFV Bayern unterstützte aufgrund seiner Erfahrung die Deutsche Botschaft tatkräftig bei der Mautbefreiung in den Ländern sowie bei den Zollformalitäten.
Die Fahrtstrecke
Am 23.04.2025 um 05:30 Uhr machten sich schließlich die Kameraden Jürgen Weiß (LFV Bayern), Marius Rabe (FF Unterschleißheim), Alexander Geitner (FF Postbauer-Heng), Jörg Tatschke (FF Pyrbaum), Leon Kerekes (FF Parsberg) und Stefan Kastner (FF Vogelthal) auf ihren Weg von Unterschleißheim nach Kočani im Osten Nordmazedoniens. Die 1460 km lange Strecke sollte die Kameraden über Österreich Slowenien, Kroatien und Serbien schließlich nach Nordmazedonien führen. Die Strecke wurde in zwei Etappen bewältigt: nach Tag eins erreichte der Transport nach rund 760 km und mehreren Fahrerwechseln und Tankstopps Slavonski Brod in Kroatien, wo die Einsatzkräfte zunächst in einem Hotel übernachteten, bevor es am darauffolgenden Tag weitere 700 km nach Kočani zu bewältigen galt.
Die Rückfahrt erfolgte über die gleiche Route am Samstag, den 26.April und Sonntag, den 27. April 2025. Dabei wurden die bayerischen Kameraden mit Blaulicht von den nordmazedonischen Kameraden zur Grenze nach Serbien eskortiert.
Die Kosten für Unterkunft und Transport wurden von der Deutschen Botschaft in Skopje übernommen, die Verpflegung durch den LFV Bayern. Alle Fahrer leisteten ihren Dienst im Rahmen des Ehrenamtes.
Die Spendenübergabe
Nachdem der Hilfstransport am Abend des 24.04.2025 durch Mitarbeitende der Deutschen Botschaft und Vertreter der Feuerwehr Kočani in Empfang genommen wurden, konnten tags darauf die Spenden übergeben werden. Die nordmazedonischen Kameraden mussten sich hier allerdings gedulden: durch eine Verzögerung von vier Stunden bei der Verzollung in Nordmazedonien musste das Ausladen und die Übergabe der Spenden zunächst warten. Umso überschwänglicher war schließlich die Begrüßung durch die Kameraden der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Kočani, die noch am gleichen Tag eine Einweisung durch die bayerischen Kameraden in das neue Fahrzeug erhielten. Vor Ort unterstützte eine Sprachmittlerin der Deutschen Botschaft den Austausch zwischen den Feuerwehrleuten.
Nach getaner Arbeit und einem Austausch von Gastgeschenken und Wimpeln unter den Feuerwehrkameraden, begaben sich die bayerischen Einsatzkräfte zusammen mit Vertretern der Botschaft und der Feuerwehr Kočani an den Ort der Brandtragödie in Kočani, welche 63 Leben forderte und gedachten mit einer Schweigeminute der Opfer. Der Abend vor der Heimreise wurde für einen fachlichen Austausch unter Kameraden beider Länder genutzt.
Die bayerische Unterstützung erweckte großes mediales Interesse in Nordmazedonien. Zeitungen, Onlineportale und TV-Sender berichteten sehr ausführlich, wie Dominik Köberling von der Deutschen Botschaft in Skopje wissen ließ. Der Tenor: Mit dieser Aktion sorgten die bayerischen Feuerwehrleute nicht nur für bessere Arbeitsbedingungen für die Feuerwehr von Kočani, sondern sendeten auch ein starkes Zeichen der Solidarität und Freundschaft. Die Spende sei eine bedeutende Unterstützung für die Stärkung der Kapazitäten der Freiwilligen Feuerwehr Kočani und sei zugleich ein Beispiel dafür, wie durch Zusammenarbeit und guten Willen Brücken zwischen Völkern gebaut werden. „Mit dieser Spende Deutschlands, welches unser langjähriger Partner ist, wurde die Zusammenarbeit noch einmal vertieft und das Vertrauen weiter gestärkt“, so die Feuerwehrleute aus Kočani.
Das große mediale Interesse wird verständlich, betrachtet man das Feuerwehrwesen in Nordmazedonien: in der Republik mit ca. 1,8 Millionen Einwohnern gibt es nach örtlichen Angaben insgesamt etwa 1200 Feuerwehrleute – die Spenden aus Bayern beinhalten Schutzkleidung und Ausstattung für etwa 600 von ihnen, d.h. jeder zweite nordmazedonische Kamerad profitiert von verbesserten Arbeitsbedingungen dank der Spendenbereitschaft der bayerischen Kommunen und Feuerwehren.
Herausforderungen
Die Durchführung des Hilfstransports stellte die bayerischen Einsatzkräfte vor verschiedene Herausforderungen. Neben den geplanten Anforderungen an die Konzentration und Leistungsfähigkeit durch die lange Fahrtätigkeit an sich, waren die Einsatzkräften teils langen Wartezeiten bei Zollabfertigung und Grenzübertritten sowie langandauernden Staus auf den Straßen ausgesetzt – eine Geduldsprobe für alle Beteiligten.
Sprachbarrieren konnte dagegen gut begegnet werden, etwa durch ausreichende Englischkenntnisse oder auch eine eigens eingesetzte Sprachmittlerin der Deutschen Botschaft vor Ort in Kočani.
Die Mautbefreiung für die humanitäre Hilfslieferung ist nicht länderübergreifend einheitlich geregelt und war nicht durchgehend gegeben. Neben dem bürokratischen Aufwand, der in diesem Fall vom LFV Bayern und der Deutschen Botschaft in Skopje bearbeitet wurde, sind die hierbei entstehenden Kosten bei derartigen Hilfstransporten zu berücksichtigen.
Eine Besonderheit dieses Hilfstransports ergab sich durch das Verlassen des Schengenraums: so mussten vor Abfahrt die MRT aus allen Fahrzeugen ausgebaut werden und es durften keine HRT mitgeführt werden. Insbesondere der Ausbau des Fahrzeug-Funkgeräts und der Wiedereinbau nach Rückkehr an den Heimatstandort ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden, der vor Durchführung eines solchen Transports bedacht werden muss. Ohne Funk ergibt sich zudem, dass die Einsatzkräfte auf Mobiltelefone zur Kommunikation angewiesen sind, für die jedoch außerhalb der EU nicht unerhebliche Roaminggebühren anfallen können.
Fazit
Jürgen Weiß, der den Hilfstransport seitens des LFV Bayern organisierte und den Marsch anführte, zieht trotz aller Herausforderungen ein positives Fazit: „Beeindruckend war die Hilfsbereitschaft der bayerischen Feuerwehren mit persönlicher Schutzausstattung. Das diese in der Stadt Kočani dringend gebraucht wurde, konnten wir vor Ort sehr deutlich sehen. Eine Fahrt durch 5 Länder und auch außerhalb der EU war schon eine Herausforderung mit den vielen Einflussfaktoren wie Maut, Zollformalitäten, Bezahlmöglichkeiten, Handyverbindungen bis hin zum Ausbauen der eigenen Funkgeräte aus den Fahrzeugen, weil man die EU verlässt. Gerne wird man sich an die vielen menschlichen Begegnungen und den Austausch mit den Feuerwehrkameraden aus Nordmazedonien erinnern. Und schließlich bleibt auch die herzliche Dankbarkeit der Kameraden aus Nordmazedonien für die überbrachten Gegenstände aus Bayern im Gedächtnis. Auch die sehr gute Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Skopje soll hier nicht unerwähnt bleiben. Diese war immer ziel- und lösungsorientiert! Und zum Schluss bleiben mir auch die weiteren fünf Feuerwehrkameraden aus der Oberpfalz und Oberbayern in Erinnerung, die sich Urlaub für diese Hilfsaktion genommen haben oder von ihren Arbeitgebern dafür freigestellt wurden!“
Johann Eitzenberger, Vorsitzender des LFV Bayern, zeigte sich ebenfalls beeindruckt vom Engagement der Kameraden: „Allen Einsatzkräften herzlichen Dank für diesen herausragenden Dienst für die internationale Feuerwehrgemeinschaft und diese starke Zeichen der Solidarität!“
Wir danken allen, die diesen Hilfstransport mit Sachspenden unterstützt haben,
insbesondere den Firmen
- Fa. Denzel Fireequipment
- HF-Sicherheitskleidung
- BSH Hausgeräte GmbH
- Fa. Krümpelmann
und allen spendenden Feuerwehren, Kommunen und weiteren Spendern, deren Spenden uns aus den folgenden Kreis- und Stadtfeuerwehrverbänden erreicht haben:
- Altötting
- Amberg-Sulzbach
- Ansbach
- Dachau
- Dillingen
- Dingolfing-Landau
- Donau-Ries
- Ebersberg
- Eichstätt
- Freising
- Günzburg
- Landshut
- Lichtenfels
- Main-Spessart
- Neustadt a.d. W.
- Ostallgäu
- Rhön-Grabfeld
- Traunstein
- Unterallgäu
- Würzburg
./.
Bericht und Bilder: LFV Bayern
Bild 1 – Abfahrt in Unterschleißheim
Bild 2 – Grenze Kroatien/Serbien
Bild 3 – Tankstopp
Bild 4 – Ausrüstung der Feuerwehr Kocani bisher
Bild 5 - Ausrüstung der Feuerwehr Kocani bisher
Bild 6 – Tanklöschfahrzeug
Bild 7 – neueres Tanklöschfahrzeug
Bild 8 – Gedenktafel mit Sterbeanzeigen von ums Leben gekommenen während der Brandkatastrophe am 16.03.2025
Bild 9 – Ausladen vor Ort
Bild 10 – Einweisung in das Löschfahrzeug
Bild 11 – die sechs Bayern auf dem Transport
Bild 12 – Erläuterung der dortigen Ausrüstung
Bild 13 – fachlicher Austausch
Bild 14 – Übergabe eines Ehrenhelmes
Bild 15 – Ausladen
Bild 16 - Ausladen
Bild 17 – Übergabe der Ausstattung
Bild 18 – Einweisung Teil 2
Bild 19 – Übergabe Bild 2
Bild 20 - Marschführer